Wenn plötzlich das Licht nicht mehr angeht, der Kühlschrank ausfällt und keine Steckdose mehr funktioniert, denken viele dabei zunächst an einen klassischen Stromausfall. Doch nicht immer ist das der Grund. Gerade in Haushalten mit finanziellen Schwierigkeiten kann es vorkommen, dass der Strom vom Netzbetreiber absichtlich abgestellt wurde – meist wegen Zahlungsrückstand. Wurde der Strom bei Ihnen abgeschaltet, ist schnelles und überlegtes Handeln wichtig. In diesem Ratgeber erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie vorgehen können, welche Rechte Sie haben und wo es Hilfe gibt.
Wenn Ihre Stromrechnungen nicht bezahlt werden, darf der Netzbetreiber den Strom abstellen - aber nicht sofort und ohne Vorwarnung. Dieser ist im Gegensatz zum Energieanbieter für den technischen Teil der Versorgung verantwortlich. In Österreich ist die sogenannte Stromsperre gesetzlich durch das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) geregelt. Eine rechtmäßige Stromabschaltung kann nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen:
Strom abgestellt, was tun - bei einer Stromabschaltung wegen Nichtzahlung können Sie sich an dieser Checkliste orientieren.
Bevor Sie von einer Stromabschaltung ausgehen, sollten Sie sicherstellen, dass es sich nicht um einen allgemeinen Stromausfall handelt. Kontrollieren Sie die Sicherungen in Ihrem Haushalt, fragen Sie bei Nachbarinnen und Nachbarn nach und wenden Sie sich im Zweifel direkt an den Netzbetreiber.
Wenn Sie ein Schreiben zur Stromabschaltung erhalten haben, überprüfen Sie genau dessen Inhalt: Ist der Betrag korrekt angegeben? Wurde die gesetzlich vorgeschriebene Frist eingehalten? Notieren Sie sich auch das Zustelldatum, das kann im Streitfall entscheidend sein.
Nehmen Sie rasch Kontakt mit Ihrem Stromanbieter oder dem Netzbetreiber auf und erklären Sie Ihre Situation. Fragen Sie bei Zahlungsschwierigkeiten gezielt nach Ratenplänen oder Stundungsmodellen, um die Abschaltung noch abzuwenden oder die Versorgung schnell wiederherzustellen.
Wenn es wirtschaftlich machbar ist, begleichen Sie den offenen Betrag unverzüglich, idealerweise per Sofortüberweisung. Wichtig ist, dass Sie einen Zahlungsnachweis (z. B. einen Screenshot) vorlegen können. Alternativ können Sie auch eine Vereinbarung wie etwa eine Ratenzahlung festlegen, die dazu führt, dass die Abschaltung nicht vollzogen wird.
Sobald eine Zahlung erfolgt ist oder eine Vereinbarung vorliegt, informieren Sie den Netzbetreiber und beantragen Sie die Entsperrung. Übermitteln Sie einen Zahlungsnachweis und bitten Sie um eine rasche Wiederherstellung der Stromversorgung. Diese ist oft innerhalb von 24 Stunden realisierbar. Die Sperr- und Entsperrkosten liegen zwischen 60 und 200 Euro und müssen von Ihnen getragen werden.
Dokumentieren Sie alle Nachweise rund um eine drohende oder bereits erfolgte Stromsperre sorgfältig. Bewahren Sie sämtliche Nachrichten Ihres Stromanbieters oder Netzbetreibers gut auf. Notieren Sie sich außerdem alle telefonischen Kontakte, inklusive Datum, Uhrzeit, Name der Gesprächspartnerin oder des Gesprächspartners und die besprochenen Inhalte. Wenn Sie wichtige Informationen versenden, tun Sie das schriftlich und fordern Sie eine Bestätigung an.
Eine Stromsperre ist kein unerwarteter Schicksalsschlag, sondern fast immer das Ergebnis eines längeren Prozesses. Sie haben das Recht, informiert zu werden, und die Möglichkeit, gegenzusteuern. Wenn Sie frühzeitig handeln, Ihre Rechte sowie Pflichten kennen und sich aktiv um eine Lösung bemühen, können Sie eine Stromabschaltung in vielen Fällen noch abwenden.
Bereits um die erste Zahlungserinnerung oder Mahnung sollten Sie sich kümmern. Ignorieren Sie das Schreiben Ihres Energieanbieters nicht, auch wenn Sie gerade finanziell unter Druck stehen. Je früher Sie reagieren, desto mehr Spielraum haben Sie. Schon ab zwei offenen Teilbeträgen oder einem Gesamtbetrag von über 50 Euro droht eine Sperre.
Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Schuldenberatung, der Wohnschirm oder soziale Einrichtungen in Ihrer Gemeinde bieten Unterstützung sowie Zuschüsse in finanziellen Notlagen. Auch das CHECK24 Expertenteam kann Ihnen mit unabhängiger Beratung weiterhelfen und vermittelt direkt an die Versorger oder Netzbetreiber.
Wenn Sie mit der Zahlung nicht nachkommen, passt Ihr aktueller Stromtarif vermutlich nicht zu Ihrer finanziellen Situation. Ein Anbieterwechsel ist oft auch mit bestehenden Schulden umsetzbar - insbesondere dann, wenn der neue Vertrag günstiger ist und die laufenden Kosten senkt.
Um zukünftige Zahlungsschwierigkeiten zu vermeiden, kann es hilfreich sein, die monatlichen Abschläge zu überarbeiten oder Energiesparmaßnahmen umzusetzen. Eine Energieberatung kann dazu beitragen, den Verbrauch dauerhaft zu senken und die Stromkosten besser zu planen.
Online-Redakteurin
Viktoria stieg unmittelbar nach ihrer Schauspielausbildung und dem Masterstudium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften als Online-Redakteurin bei CHECK24 ein. Sie schreibt über komplexe Finanz-, Versicherungs- und Energiethemen und sorgt dafür, dass Sie alle relevanten Informationen zu unseren Vergleichen erhalten.