Lombardkredit: Mit Wertpapieren Liquidität schaffen!
Wenn kurzfristig Liquidität benötigt wird, denken viele Menschen an klassische Ratenkredite oder den Dispositionskredit. Doch gerade für Personen mit einem Wertpapierdepot kann es sinnvoll sein, über alternative Finanzierungsformen nachzudenken. Eine davon ist der sogenannte Lombardkredit – eine eher unbekannte, aber durchaus flexible Kreditart. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie der Lombardkredit funktioniert, welche Chancen und Risiken er mit sich bringt und worauf Sie achten sollten.
Kurz zusammengefasst:
Ein Lombardkredit ermöglicht es, schnell an Geld zu kommen, ohne Anlagepositionen auflösen zu müssen. Durch die Besicherung mit Wertpapieren profitieren Kreditnehmende von vergleichsweise günstigen Konditionen und flexibler Rückzahlung. Die Kreditform eignet sich besonders bei temporärem Kapitalbedarf oder als Liquiditätsreserve, birgt jedoch Risiken bei Kursschwankungen. Insbesondere, wenn kein Depot vorhanden ist, kann ein Ratenkredit eine passende Alternative darstellen.
Was ist ein Lombardkredit?
Ein Lombardkredit ist ein besicherter Kredit, bei dem Wertpapiere oder andere Vermögenswerte als Pfand hinterlegt werden. Als kreditnehmende Person erhalten Sie eine bestimmte Geldsumme, ohne die Wertpapiere verkaufen zu müssen.
Der Kredit ist in der Regel kurzfristig und wird meist als Rahmenkredit gewährt, ähnlich einer Kontoüberziehung – nur günstiger verzinst und professioneller abgesichert.
Im Unterschied zum Ratenkredit erfolgt die Rückzahlung nicht zwingend in fixen monatlichen Raten. Üblicherweise verlangt die Bank eine gewisse Bonität, ein bestehendes Depot sowie ein Mindestvolumen an beleihbaren Wertpapieren.

Auf welche Sicherheiten wird beim Lombardkredit zurückgegriffen?
Die Besicherung erfolgt durch „fungible“ Vermögenswerte – also solche, die leicht bewertet und gehandelt werden können.
Typische Pfandobjekte sind:
- Aktien und ETFs
- Staats- oder Unternehmensanleihen
- Investmentfonds
- in selteneren Fällen auch Edelmetalle oder Lebensversicherungen mit Rückkaufswert
Beleihungswert:
Der Beleihungswert ist der Teil des Depotwerts, der als Sicherheit akzeptiert wird. Dieser liegt normalerweise zwischen 50 und 80 Prozent – abhängig von Art, Bonität und Liquidität der Wertpapiere. Fällt der Wert der hinterlegten Wertpapiere unter eine bestimmte Schwelle, verlangt die Bank eine Nachbesicherung (Margin Call). Erfolgt diese nicht, kann die Bank die Sicherheiten verwerten, also verkaufen.
Wie funktioniert ein Lombardkredit in der Praxis?
Nach der Vereinbarung mit der Bank wird ein Kreditrahmen eingerichtet. Innerhalb dieses Rahmens können Sie flexibel über Ihr Geld verfügen. Die Kreditlinie orientiert sich am aktuellen Depotwert abzüglich eines Sicherheitsabschlags (Beleihungsgrenze).
Beispiel:
Bei einem Depotwert von 100.000 Euro und einer Beleihungsgrenze von 60 Prozent beträgt der mögliche Kreditrahmen 60.000 Euro.
Zinsen:
Die Zinsen sind variabel und orientieren sich meist am EURIBOR zuzüglich eines bankeigenen Aufschlags. Sie fallen nur auf den tatsächlich genutzten Kreditbetrag an.
Rückzahlung:
Die Tilgung erfolgt entweder durch Rücküberweisung oder durch Verwertung der Sicherheiten.
Wofür wird ein Lombardkredit verwendet?
Ein Lombardkredit eignet sich, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken – etwa beim Erwerb einer Immobilie, wenn Eigenmittel noch nicht verfügbar sind. Auch bei unerwarteten Ausgaben, Investitionsvorhaben oder Steuervorauszahlungen kann diese Kreditform rasch finanziellen Spielraum schaffen, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen.
Erfahrene Anlegerinnen und Anleger setzen Lombardkredite gelegentlich ein, um ihr Depot zu hebeln – also mit geliehenem Geld zusätzliche Wertpapiere zu kaufen. Diese Strategie erhöht mögliche Gewinne, verstärkt aber auch Verluste und sollte daher nur bei hoher Risikobereitschaft und Marktkenntnis angewendet werden.
Wer Kapital benötigt, aber seine Wertpapiere nicht verkaufen möchte, kann mit einem Lombardkredit auf bestehendes Vermögen zugreifen. Die Depotstruktur bleibt erhalten, steuerpflichtige Gewinne werden nicht realisiert und die langfristige Investmentstrategie muss nicht unterbrochen bzw. angepasst werden.
Viele wohlhabende Personen oder Unternehmer nutzen Lombardkredite als laufende Liquiditätspuffer. Die Kreditlinie steht dauerhaft bereit und kann bei Bedarf schnell aktiviert werden – ähnlich wie ein Dispokredit, aber meist zu besseren Konditionen und besichert durch das eigene Depot.

„Nicht geeignet ist der Lombardkredit etwa zur Finanzierung von Konsumausgaben und bei unsicheren Einkommensverhältnissen. Der klassische Ratenkredit ist eine sinnvolle Alternative, wenn keine Wertpapiere als Sicherheit vorhanden sind. Mit fixen Zinssätzen und gleichbleibenden Monatsraten bietet er Stabilität. Über CHECK24 können Sie Ratenkredite und deren Leistungen kostenlos vergleichen und direkt online das passende Angebot abschließen.“
Krzysztof Neumann, Teamleiter Kundenberatung bei CHECK24 Österreich
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Was sind die Vor- und Nachteile eines Lombardkredits?
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Schnelle Liquidität: Der Kredit wird meist innerhalb weniger Tage genehmigt, da die Sicherheit bereits vorhanden ist. | Marktrisiko: Fallen die Kurse der Wertpapiere stark, kann die Bank Nachschüsse fordern oder die Sicherheiten verwerten. | |
Kein Verkauf der Wertpapiere notwendig: Sie behalten Ihre Anlagepositionen und partizipieren weiter an Kursentwicklungen und Dividenden. | Zinskosten: Gerade bei steigenden Zinsen kann die Kreditaufnahme teuer werden. | |
Flexibilität: Der Kreditrahmen kann laufend genutzt und zurückgeführt werden. | Hebelwirkung: Durch den Einsatz von Fremdkapital steigen auch die Verlustrisiken bei Kursrückgängen. | |
Günstigere Zinsen: Da der Lombardkredit durch Wertpapiere abgesichert ist, verlangen Banken in der Regel niedrigere Zinssätze als bei Konsum- oder Dispokrediten. | Verlust des Pfands: Bei Nichterfüllung der Nachschusspflicht kann die Bank das Pfand verkaufen – auch bei ungünstigen Kursen. |
Was gilt es in Österreich zu beachten?
In Österreich bieten vor allem Privatbanken, Direktbanken und Vermögensverwalter Lombardkredite an. Es gelten folgende Besonderheiten:
- Rechtlicher Rahmen: Die Kreditvergabe unterliegt dem österreichischen Bankwesengesetz (BWG) sowie der EU-Wertpapierregulierung (MiFID II).
- Steuern: Die Verwertung von Wertpapieren im Rahmen eines Margin-Calls kann steuerlich als Veräußerung gelten – mit entsprechenden Kapitalertragsteuern.
- Meldepflichten: Bei bestimmten Kreditvolumina kann es zu meldepflichtigen Vorgängen kommen, etwa bei Geldwäsche-Verdachtsmeldungen.
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Online-Redakteurin
Viktoria stieg unmittelbar nach ihrer Schauspielausbildung und dem Masterstudium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften als Online-Redakteurin bei CHECK24 ein. Sie schreibt über komplexe Finanz-, Versicherungs- und Energiethemen und sorgt dafür, dass Sie alle relevanten Informationen zu unseren Vergleichen erhalten.