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Die Zinsbindung bei Krediten

Die Aufnahme eines Kredits ist eine weitreichende finanzielle Entscheidung, vor allem bei großen Investitionen wie dem Kauf oder Bau einer Immobilie. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage, wie lange der Zinssatz festgeschrieben werden soll. Die sogenannte Zinsbindung beeinflusst nicht nur die monatliche Belastung, sondern auch die langfristige Planungssicherheit. Doch wie funktioniert sie eigentlich? Und welche Bindungsdauer ist empfehlenswert? Dieser Ratgeber führt Sie verständlich und praxisnah an das Thema heran.

Kurz zusammengefasst:

 

Die Zinsbindung legt den Zinssatz für eine bestimmte Zeit fest und sorgt so für stabile Kreditraten. Sie schützt Kreditnehmende vor Marktschwankungen und erleichtert die Finanzplanung – insbesondere bei teuren Vorhaben wie dem Immobilienerwerb. Ob eine kurze oder lange Zinsbindung sinnvoll ist, hängt vom aktuellen Zinsniveau, der persönlichen Lebenssituation und der eigenen Risikobereitschaft ab.

Was versteht man unter der Zinsbindung?

Die Zinsbindung legt fest, wie lange der Zinssatz für Ihren Kredit unverändert bleibt – unabhängig davon, ob die Zinsen am Markt steigen oder fallen. In dieser Zeit zahlen Sie also immer den identen Zinssatz und damit auch gleichbleibende monatliche Raten. Die Dauer der Sollzinsbindung wird im Kreditvertrag mit der Bank vereinbart. Übliche Zinsbindungsfristen bei Immobilienkrediten sind beispielsweise fünf, zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre. Beachten Sie, dass eine längere Zinsfestschreibung in der Regel mit einem höheren Zinsaufschlag verbunden ist.

Die Zinsbindung ist vor allem bei Kreditarten relevant, bei denen es um nennenswerte Summen und ausgedehnte Laufzeiten geht, wie etwa Hypothekarkredite und Wohnbaudarlehen. Fester Bestandteil ist die Zinsbindung zudem bei Konsumkrediten mit fixer Laufzeit.

 

Was passiert nach der Zinsbindung?

Nach dem Ablauf der Zinsbindung gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Anschlussfinanzierung: Bleibt eine Restschuld übrig, kann für diesen Betrag eine alternative Vereinbarung getroffen und eine Anschlussfinanzierung mit einer neuen Zinsbindung aufgenommen werden.
  • Volltilgerdarlehen: Bei dieser Variante ist der Kredit am Ende der Zinsbindungsfrist vollständig getilgt.
  • Variables Darlehen: Ansonsten läuft der Kredit mit einem variablen Zinssatz weiter, der sich an den Marktkonditionen orientiert.
CHECK24 Wissen

Seit 1997 müssen Kreditverträge mit variabler Verzinsung in Österreich eine Zinsanpassungs- oder Zinsgleitklausel enthalten. Diese Klausel regelt, wie bzw. wann sich der Zinssatz ändern kann und an welcher Bezugsgröße (z. B. 3-Monats-Euribor) er sich orientiert. Üblicherweise erfolgen die Anpassungen quartalsweise, halbjährlich oder jährlich, abhängig von den Vertragsbedingungen. Die Vorschrift garantiert mehr Schutz vor willkürlichen Zinserhöhungen seitens der Kreditinstitute. Außerdem müssen auch Zinssenkungen am Markt an kreditnehmende Personen weitergegeben werden.

Wie wichtig ist eine Zinsbindung?

Die Sollzinsbindung bei Krediten ist in den meisten Fällen nützlich, obwohl sie mit zusätzlichen Kosten einhergeht. Sie eignet sich vor allem für kreditnehmende Personen,

  • die einen begrenzten finanziellen Spielraum pro Monat zur Verfügung haben,
  • Wert auf Stabilität sowie Berechenbarkeit legen und
  • eine eher geringere Risikotoleranz an den Tag legen.

Die Zinsbindung fungiert als Schutzschild gegen Marktschwankungen und schafft Vorhersehbarkeit in einem oft volatilen wirtschaftlichen Umfeld. Sie bewahrt vor Überraschungen und gibt Klarheit in der Planung des Haushaltsbudgets

Die Bedeutung der Zinsbindung hängt auch von der aktuellen Marktgegebenheit ab. In Zeiten niedriger Zinsen ist eine längere Zinsbindungsfrist oft vorteilhaft, um sich die günstigen Konditionen jahrelang zu sichern.

Holzklotz mit Prozentzeichen auf Münzstapel

Wie wichtig die Zinsfestschreibung für Sie persönlich ist, hängt von Ihrer individuellen Lage sowie Risikobereitschaft ab. Angesichts der Vorteile, die eine Zinsbindung bietet, ist sie aber für die meisten Kreditnehmenden eine sinnvolle Entscheidung. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass fixe Zinssätze oder zumindest jene mit einem Zinsdeckel oft die bessere Wahl waren.

Was sind die Vor- und Nachteile der Zinsbindung?

  Vorteile Nachteile
Konstante Kreditraten: Die monatlichen Rückzahlungen bleiben während der gesamten Bindungsfrist unverändert. Höhere Zinssätze: Je länger die ausgemachte Zinsbindungsdauer, desto größer ist in der Regel der Zinsaufschlag.
Gute Planungssicherheit: Sie können Ihre Finanzen langfristig organisieren, da der Zinssatz nicht schwankt. Teurere Monatsraten: Aufgrund des teureren Zinssatzes fallen auch die monatlichen Raten tendenziell stärker ins Gewicht.
Klare Kostenstruktur: Wegen der stabilen Zahlungen haben Sie von Anfang an eine Übersicht über die Gesamtkosten sowie die Restschuld des Kredits. Weniger Flexibilität: Bei einer vorzeitigen Rückzahlung über 10.000 Euro pro Jahr wird eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig.
Schutz vor Zinserhöhungen: Bei steigenden Marktzinsen können Sie Ihren festgelegten, niedrigeren Zinssatz ausnutzen. Kein Profitieren von fallenden Zinsen: Bei sinkenden Marktzinsen bleiben Sie an den festgeschriebenen Zinssatz gebunden.
Stressfreie Finanzierung: Kredite können eine erhebliche Stressquelle sein. Ein Darlehen mit Zinsbindung bietet eine entspanntere Finanzierung. Aufwand für Anschlussfinanzierung: Nach dem Ende der ursprünglichen Zinsbindung muss rechtzeitig eine neue Anschlussfinanzierung geplant werden.

Checkliste: Wie finde ich die ideale Zinsbindung?

Anhand dieser Checkliste ermitteln Sie rasch und unkompliziert, welche Zinsbindungsdauer optimal zu Ihnen passt.

Aktuelles Zinsniveau analysieren

Berücksichtigen Sie den langfristigen Zinstrend: Befinden sich die Zinsen aktuell auf einem historischen Tiefstand, wählen Sie eine lange Zinsbindung. Steigen sie am Markt jedoch bereits an, können Sie sich auch für eine kürzere Zinsbindung entscheiden. Informieren Sie sich zudem über Prognosen und zukünftige Entwicklungen. Wirtschaftliche und politische Einflüsse können erhebliche Auswirkungen auf die Zinssätze haben.

Finanzielle Situation bewerten

Berechnen Sie zunächst, wie viel Sie monatlich für die Kreditrückzahlung aufbringen können, ohne sich finanziell zu überlasten. Denken Sie auch an mögliche Veränderungen Ihrer Einkommenssituation, wie Gehaltserhöhungen, die Elternteilzeit, den Pensionseintritt oder einen Jobwechsel. Eine realistische Einschätzung Ihrer Finanzen sorgt dafür, dass Sie dauerhaft zahlungsfähig bleiben.

Persönliche Lebensplanung einbeziehen

Ihre Lebensplanung sollte ebenfalls eine Rolle spielen. Stehen in naher Zukunft familiäre oder berufliche Umgestaltungen an, wäre eine kürzere Zinsfestschreibung vorteilhaft. Möchten Sie umziehen oder haben Sie vor, eine bestehende Immobilie in ein paar Jahren wieder zu verkaufen, kann auch eine Baufinanzierung ohne Zinsbindung funktionieren.

Risikobereitschaft einschätzen

Überlegen Sie, wie risikobereit Sie sind, wenn es um Zinsschwankungen geht. Können Sie mit einem variablen Zinssatz und etwaigen Erhöhungen umgehen, oder bevorzugen Sie die Stabilität eines festen Zinssatzes? Wenn Ihnen Sicherheit wichtiger ist als Flexibilität, wird eine längere Zinsbindung die bessere Wahl sein.

Verschiedene Bindungsfristen vergleichen

Holen Sie sich bei verschiedenen Banken Angebote für mehrere Bindungsfristen ein, beispielsweise für fünf, zehn und fünfzehn Jahre. Stellen Sie diese gegenüber, um ein Gefühl für die Unterschiede zu bekommen. Beachten Sie dabei nicht nur den Zinssatz, sondern auch die Konditionen. Übrigens: Der effektive Jahreszins beinhaltet die Gesamtkosten des Kredits über die komplette Laufzeit und inkludiert auch die Bearbeitungsgebühren. 

Laufzeit des Kredits bedenken

Idealerweise stimmen Sie die Zinsfestschreibung auf die Gesamtlaufzeit des Kredits ab. Besteht das Darlehen etwa über zwanzig Jahre, ist eine Sollzinsbindung von mindestens fünfzehn Jahren ratsam. Bedenken Sie auch die Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung. Organisieren Sie frühzeitig eine passende Anschlussfinanzierung und berücksichtigen Sie potenzielle Zinsänderungen bis dahin.

Sondertilgungsoptionen prüfen

Einige Banken bieten bei bestimmten Bindungsfristen kostenlose Sondertilgungen an, mit denen Sie bei Bedarf Ihren Kredit schneller zurückzahlen können. Evaluieren Sie die Optionen und prüfen Sie, ob die Einbeziehung dieser zu Ihrer Finanzstrategie passt. Bedenken Sie Erbschaften, Auszahlungen einer Versicherung oder andere erwartete finanzielle Zuflüsse, die solche Sondertilgungen ermöglichen könnten.

Professionelle Beratung in Anspruch nehmen

Eine unabhängige Beratung kann Ihnen helfen, die beste Entscheidung zu treffen. Verwenden Sie den CHECK24 Kredit Vergleich für einen umfassenden Überblick über den Markt. Unser Expertenteam unterstützt Sie dabei, einen geeigneten Kredit mit oder ohne Zinsbindung zu finden. Dabei werden Ihre kurz- und langfristigen Ziele herangezogen, um eine maßgeschneiderte Lösung für Ihre individuelle Situation zu entwickeln.

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Viktoria Blaschek CHECK24 Österreich
Viktoria Maria Blaschek, MA

Online-Redakteurin

Viktoria stieg unmittelbar nach ihrer Schauspielausbildung und dem Masterstudium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften als Online-Redakteurin bei CHECK24 ein. Sie schreibt über komplexe Finanz-, Versicherungs- und Energiethemen und sorgt dafür, dass Sie alle relevanten Informationen zu unseren Vergleichen erhalten.

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