Ein Darlehen bedeutet auch für Kreditinstitute immer ein gewisses Risiko. Um dieses möglichst gering zu halten, kontrollieren Banken sehr genau, ob Sie finanziell in der Lage sind, den Kredit zu bedienen. Dieses Vorgehen wird als Bonitätsprüfung bezeichnet. Dabei werden nicht nur persönliche und wirtschaftliche Verhältnisse analysiert, sondern auch externe Auskünfte eingeholt. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Faktoren explizit eine Rolle spielen und worauf Sie achten sollten. Nur wenn Sie die grundlegenden Voraussetzungen erfüllen und eine ausreichende Bonität nachweisen können, erhalten Sie letztlich eine Kreditzusage.
Jeder Kreditantrag wird von der Bank sorgfältig geprüft, um das Ausfallrisiko einzuschränken. Dabei zählen nicht nur Einkommen und Bonität, sondern auch persönliche Lebensumstände, bestehende Verpflichtungen und der Verwendungszweck. Je nach Institut können zusätzlich interne Richtlinien von Bedeutung sein. Wenn Sie vollständige Unterlagen einreichen und Ihre Lage realistisch darstellen, steigern Sie die Erfolgsaussichten erheblich.
Damit eine Bank die Kreditwürdigkeit und -fähigkeit korrekt einschätzen kann, verlangt sie verschiedene Informationen und Belege. Je nach Höhe des gewünschten Kreditbetrags und Art des Kredits (z. B. Konsumkredit, Autokredit, Wohnbaufinanzierung) fällt die Prüfung unterschiedlich streng aus. Die folgenden Punkte sind bei fast allen Kreditinstituten in Österreich Standard.
Bevor die Bank überhaupt mit der Durchsicht des Kreditantrags beginnt, muss die Identität der antragstellenden Person eindeutig festgestellt werden. Das ist nicht nur aus Sicherheitsgründen wichtig, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben im Rahmen der Geldwäscheprävention. Dafür sind notwendig:
Achten Sie auf gültige Dokumente, denn ein abgelaufener Ausweis kann den gesamten Antragsprozess verzögern.
Die Bonität ist das zentrale Kriterium bei jeder Kreditprüfung. Um zu ermitteln, wie viel Spielraum besteht, holen Banken Auskünfte bei sogenannten Wirtschaftsauskunfteien ein – in Österreich ist das vor allem der KSV1870. Dort ist ein Bonitätsscore hinterlegt, der auf einer Vielzahl von Daten basiert. Dieser Score bewertet Ihre Kreditwürdigkeit auf einer Skala. Je höher der Score, desto besser wird Ihre Zahlungsfähigkeit eingeschätzt und desto günstiger können die Kreditkonditionen ausfallen. Ein schlechter Score bzw. negativer Eintrag kann hingegen zur sofortigen Ablehnung führen. Der Bonitätsscore berücksichtigt unter anderem:
Das monatliche Nettoeinkommen ist die wesentliche Grundlage für die Rückzahlungsfähigkeit eines Kredits. Banken achten nicht nur auf die Höhe, sondern auch auf die Stabilität. Ein unregelmäßiges Einkommen, etwa bei freien Dienstverträgen oder Selbstständigkeit, kann die Bonität negativ beeinflussen, selbst wenn die Summe des Einkommens eigentlich für das Darlehen ausreicht. Kontrolliert werden die Lohn- oder Gehaltszettel (der letzten 3 Monate), Kontoauszüge (zur Bestätigung der Angaben), der Arbeitsvertrag oder Rentenbescheid sowie gegebenenfalls der Einkommensteuerbescheid (bei Selbstständigen).
Die Haushaltsrechnung gibt Aufschluss darüber, ob nach Abzug aller Kosten noch genug Geld für die Kreditrate übrig bleibt. Hierfür werden die monatlichen Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt. Dazu gehören:
Die Differenz entscheidet über Ihre Rückzahlungsfähigkeit. Beachten Sie, dass die Bank konservativ rechnet und davon ausgeht, dass ein gewisser Mindestlebensstandard gewahrt bleiben muss.
Um herauszufinden, wie stabil Ihre Lebensumstände sind, können Banken beim Kreditantrag auch personenspezifische Daten abfragen. Bewertet werden unter anderem:
Beschäftigungsverhältnis: Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis wird bevorzugt. Arbeitslosigkeit, Probemonate oder kurzfristige Verträge senken die Kreditchancen deutlich. Bei Selbstständigen ist das Einkommen generell schwerer planbar.
Beruf: Berufe im öffentlichen Dienst gelten als besonders sicher. Auch gut etablierte Fachkräfte in nachgefragten Branchen (z. B. IT, Pflege) werden tendenziell besser eingestuft.
Alter: Kreditnehmende zwischen 25 und 55 Jahren gelten als ideale Zielgruppe. Sie haben Berufserfahrung und noch genug Zeit bis zur Pensionierung. Sehr junge Antragstellende verfügen meist nicht über ein gesichertes Einkommen. Personen über 60 Jahre bekommen eher Kredite mit kurzer Laufzeit.
Familienstand: Verheiratete oder in Partnerschaften lebende Personen gelten als weniger ausfallgefährdet, insbesondere bei einer gemeinsamen Kreditaufnahme. Alleinstehende Personen werden aber grundsätzlich nicht schlechter beurteilt.
Wohnsituation: Mietwohnungen sind üblich und grundsätzlich kein Nachteil. Dennoch wird Eigentum klar begünstigt, da es bei Bedarf als Kreditsicherheit eingesetzt werden kann.
Wohnort: Häufige Umzüge oder instabile Wohnverhältnisse (z. B. Wohngemeinschaften, Zwischenmieten) können Unsicherheit signalisieren.
Nicht alle Kredite erfordern Sicherheiten. Bei Kleinkrediten reichen oft die Haushaltsrechnung und eine positive Bonitätsbeurteilung aus. Doch bei höheren Kreditbeträgen oder längeren Laufzeiten verlangen Banken einen zusätzlichen Schutz, der bei etwaigen Zahlungsausfällen herangezogen werden kann. Zu den möglichen Sicherheiten zählen:
Manche Kredite sind zweckgebunden, andere – wie klassische Ratenkredite - sind frei verfügbar. Der Verwendungszweck kann Einfluss auf die Bewertung durch die Bank haben, insbesondere wenn er mit einem Gegenwert verbunden ist. So dient beispielsweise bei einem Autokredit das Fahrzeug als Sicherheit oder bei einer Baufinanzierung die Immobilie als Pfand. Ein klar definierter Zweck erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Zustimmung durch die Bank und führt zudem häufig zu besseren Konditionen.
Neben den standardisierten Prüfpunkten hat jede Bank ihre eigenen internen Richtlinien zur Kreditvergabe, die nicht öffentlich zugänglich sind. Sie können ein Mindestnettoeinkommen, eine maximal erlaubte Verschuldung (z.B. Schuldenquote), eine Risikoeinstufung bestimmter Berufsgruppen oder Altersgruppen und Eigenmittelanforderungen bei Immobilienfinanzierungen beinhalten. Die internen Kriterien führen dazu, dass derselbe Antrag bei zwei Banken unterschiedlich bewertet werden kann und demnach bei einem Institut zu einer Zusage führen kann, bei einem anderen jedoch zur Ablehnung.
Ein unabhängiger Kreditvergleich kann helfen, eine Bank zu finden, deren Richtlinien eher zu Ihrer persönlichen Situation passen. Weil sich auch die Konditionen deutlich unterscheiden, können Sie damit nicht nur die Chance auf eine Kreditbewilligung erhöhen, sondern auch langfristig Geld sparen.
Bedenken Sie, ohne vollständige Unterlagen wird kein Kredit genehmigt. Banken bestehen auf eine umfassende Dokumentation, um alle oben genannten Kriterien prüfen zu können. Fehlende oder falsche Unterlagen verzögern die Antragstellung und können negativ ausgelegt werden.
Online-Redakteurin
Viktoria stieg unmittelbar nach ihrer Schauspielausbildung und dem Masterstudium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften als Online-Redakteurin bei CHECK24 ein. Sie schreibt über komplexe Finanz-, Versicherungs- und Energiethemen und sorgt dafür, dass Sie alle relevanten Informationen zu unseren Vergleichen erhalten.